Der Grundstein der Erlöserkirche
Symbolträchtig hatte der deutsche Kaiser Wilhelm II 1893 den Grundstein der Kirche auf die vermeintliche „Zweite Mauer“, die Stadtmauer des Herodes d. Gr. und der Zeit von Jesus aus Nazareth legen lassen, um zu bekräftigen, dass der unter dem Grabeskirche liegende Felsen tatsächlich das biblische Golgota sei.
Der aus verschieden großen Feldsteinen gemauerte, an der Basis quadratische Grundstein war fünf Steinreihen hoch. In seinem Inneren befand sich ein sorgfältig behauener steinerner Behälter der innen für eine etwa 10 cm hohe und ungefähr A 4 große bronzene Schatulle exakt ausgearbeitet war. Die beiden Hälften der Schatulle waren mit Zinn verschweißt.
Im Beisein zahlreicher Gäste des Gemeindekirchenrates, aus Politik, Kultur, Ökumene und Wissenschaft sowie unter tatkräftigem Einsatz von Matthias Platzek, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke, Präsident des DAI Berlin a.D., sowie Prof. Dr. Dieter Vieweger (DEI) wurde am 1. Juni 2011 der Grundstein unter der Erlöserkirche zu Jerusalem geöffnet.
Der Ministerpräsident musste sich reichlich mühen, um die bronzene Schatulle zu öffnen. In ihr wurden die in der Akte 56/585 der Jerusalem-Stiftung beschriebenen Objekte, eine Lutherbibel (revidierter Text), ein Faksimile der Lutherthesen und drei 5-Markstücke mit dem Brustbild Wilhelms I., Friedrichs III. und Wilhelms II. aufgefunden. Die Bibel und die 95 Thesen Martin Luthers befanden sich in einem (für die kurze Zeit der Ablagerung) schlechten Erhaltungszustand. Die in schriftlichen Quellen („Das deutsche Kaiserpaar im Heiligen Lande“, Berlin 1899, Seite 8-10) beschriebene Urkunde Wilhelm II. war bereits unrettbar zersetzt.
Als der Ministerpräsident den Bronzebehälter öffnete, waren alle Beteiligten so mit der aufregenden Situation und dem Fundeifer beschäftigt, dass ein wesentlicher Fund erst der Nacharbeit und sorgfältigen Dokumentration des nächsten Tages vorbehalten blieb: Im Papierstaub der einstigen Urkunde des Kaisers hatte sich eine Locke verborgen. Gut erhalten gibt sie uns das eigentliche Rätsel auf. Von welcher Frau stammt sie? Die Kaiserin kam erst fünf Jahre später nach Jerusalem. Berichtet wird in den Quellen davon nichts. – Für sachdienliche Hinweise, die zur Aufstellung einen brauchbaren und überzeugenden Theorie führen, steht im DEI ein wertvoller Sachpreis bereit!